Aus dem Takt
Wenn Demenz den Rhythmus vorgibt
Arbeit am Einzelfall
Michael Schmieder war bis 2016 Leiter des Heims Sonnweid im schweizerischen Wetzikon. Während seiner Zeit als Heimleiter rief er eine Ethikkomission ins Leben, die sich aus Mitarbeitern der Pflege, der Heimleitung und Ärzten zusammensetzt. Das Heim Sonnweid geht in der Betreuung von Menschen mit Demenz neue Wege. So gibt es hier keinen starren Tagesablauf, an den sich die Bewohner anpassen, sondern man versucht individuell auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen. Das Ruhigstellen und Fixieren von Bewohnern wird sehr kritisch gesehen. Auch die künstliche Ernährung mit einer Magensonde wird eigentlich abgelehnt. Doch das konkrete Heimleben, in dem es Menschen gibt, die zwar Essen wollen, aber beispielsweise wegen eines starken Reizhustens nicht dazu in der Lage sind Nahrung zu schlucken, verlangte diese Regel umzudenken.
Schmieders Herangehensweise bezeichnet man als „Angewandte Ethik“. Im Gegensatz zur „normativen Ethik“ orientiert sie sich an konkreten Erfahrungen und am alltäglichen Zusammenleben. Wer nach der angewandten Ethik handelt, stellt keine starren Prinzipien auf, an die man sich auf jeden Fall zu halten hat, sondern erkennt, dass jede Situation und jede Entscheidung viele – oft auch widersprüchliche – Gedanken und Gefühle beinhaltet.
Michael Schmieder
Weitere Aussagen von Michael Schmieder zum Thema Ethik und Demenz:
Zurück zur Übersicht