Es ist schon erstaunlich: in der Unterhaltung mit einem Menschen mit Demenz bekommen wir innerhalb von zehn Minuten dreimal die gleiche Frage gestellt. Danach setzt sich dieser Mensch wortlos ans Klavier und spielt ein altes Volkslied, ohne Noten, aus dem Kopf, vor. Was ist da los im Gehirn? Was funktioniert und was funktioniert nicht mehr bei Menschen mit Demenz? Und welche Rolle spielt hierbei die Musik?
Wir begleiteten unsere ProtagonistInnen bei verschiedenen musikalischen Erfahrungen. Konrad Mayer (Name geändert), unser Klavierspieler, geht regelmäßig in eine Betreuungsgruppe mit einem spielerisch-musikalischen Angebot:
Bei den Dreharbeiten in einem Pflegeheim spricht eine Betreuerin über Musik als „Herzensöffner“ in der täglichen Arbeit mit Menschen mit Demenz. Musik ist der Königsweg, lesen und hören wir immer wieder.
Arthur Schall ist Musikwissenschaftler, Kunsthistoriker und Psychologe. Am Institut für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität Frankfurt am Main forscht er, inwieweit sich Musik und Kunst auf die Kommunikationsfähigkeit, das Wohlbefinden und das emotionale Ausdrucksverhalten bei Menschen mit Demenz auswirken können. In seiner Diplomarbeit analysierte er über zwei Jahre musiktherapeutische Effekte. Derzeit führt ihn das Projekt „Artemis“ in ein weiteres kreativtherapeutisches Feld: die bildenden Künste. Demenz-Patienten werden hierfür ins Museum und bei der Arbeit im Atelier begleitet.
„Es ist auf jeden Fall ein sehr wichtiger Weg, weil die grundsätzlichen musikalischen Parameter so basal für uns sind. Der Rhythmus ist die ganz basale Ebene, das harmonische, melodische Empfinden kommt später. In der Menschheitsentwicklung hat sich die Sprache aus musikalischen Lauten entwickelt. Interessant ist, dass die Sprache bei einer Demenz als erstes Defizite aufweist. Der Aufbau einer Kommunikation auf einer musikalischen Ebene, die Empfänglichkeit für Rhythmen, Tonhöhen, bleibt bei einer Demenz hingegen sehr lange erhalten. Das Rhythmische, dass die Leute anfangen bei einem Lied den Rhythmus zu klopfen, bleibt bis zum Schluss, auch wenn Sprache und andere Funktionen nicht mehr gehen.
Resourcen statt Defizite - neue Zugänge erforschen:
Kreative Potenziale neu entdecken:
Weitere Aussagen von Arthur Schall zum Thema Ethik und Demenz:
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