Aus dem Takt
Wenn Demenz den Rhythmus vorgibt
Demenzkranke sind wie Kinder?
Je stärker die Demenz bei einem Menschen voranschreitet, desto häufiger werden seine geistigen Defizite bemerkbar. Wortfindungsstörungen, Orientierungslosigkeit und Vergesslichkeit sind dabei oft die auffälligsten Symptome für Außenstehende. So tragisch diese Symptome für die Betroffenen und deren Angehörigen auch sind, so regelmäßig ergeben sich aus diesen vermeintlichen Fehlleistungen humorvolle Situationen. Da auch Kinder manchmal ähnlich wirkende Verhaltensweisen an den Tag legen, läuft man als gesunder Mensch Gefahr, das Verhalten von Demenzkranken als „kindisch“ oder gar „infantil“ zu bewerten. Diese Parallele zu ziehen ist jedoch nicht nur unzutreffend, sondern für den Betroffenen auch verletzend. Seine vermeintlich humorvolle Handlung ist selten als solche intendiert und vielmehr eine traurige Folge seiner Erkrankung. Beim Mitlachen über humorvolle Handlungen von Demenzkranken ist daher großes Einfühlungsvermögen und Gespür für die Situation notwendig.
Als wir Konrad Mayer (Name geändert) kennenlernten, war seine Demenz bereits stark fortgeschritten. Seine jahrzehntelange berufliche Tätigkeit als Wissenschaftler war so gut wie vergessen, und auch sein Orientierungssinn war bereits deutlich eingeschränkt. Gleichzeitig begegnete er uns stets auf eine sehr freundliche und herzliche Art und wirkte, trotz seiner Erkrankung, zufrieden.
Markus Proske
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