Klarträumen - Die Matrix im Kopf


Dich langweilt die Realität? Spinne dir deine eigene!


Oh, es gibt nach!



Trainieren in der Matrix


Rieke überprüft in diesem Reality Check, ob Oberflächen, die eigentlich hart wären, nachgiebig sind. Das hängt damit zusammen, dass im Traum alles weich ist und wir wie in Watte gepackt sind. Klingt als wäre die Traumwelt eine ideale Trainingsumgebung…

Gerade für Sportler bietet die Traumwelt einen zusätzlichen Übungsraum. Das spart Zeit, kostet keine Kraft und niemand bekommt von den Anstrengungen im Traum einen Muskelkater. Das ist der besondere Vorteil vom „Traumtraining“: Man kann sich nicht verletzen. Wie im Filmklassiker Matrix von 1999 kann man gegen seinen Mentor Karate kämpfen und dabei ohne Schmerzen Holzbalken zertrümmern oder einen Sprung zwischen zwei Hochhäusern wagen. Wenn man ihn nicht schafft, landet man auf dem Betonboden, der so weich und nachgiebig ist wie der Vorhang in Riekes Traum.

Vorteile des Traumtrainings


Den Traum zum Erlernen von Bewegungen zu nutzen ist mittlerweile überhaupt nicht abwegig. PD Dr. Daniel Erlacher hat seine ganze Doktorarbeit von 2005 diesem Thema gewidmet. Allein sich im Wachsein wiederholt vorzustellen, eine bestimmte Bewegung durchzuführen, verbessert die tatsächliche Ausführung der Bewegung. Der luzide Traum ist dem mentalen Training im Wachzustand allerdings weit überlegen. Das liegt an der neurologischen Struktur des Traumes. Wenn wir uns im Wachzustand vorstellen, eine bestimmte Bewegung auszuführen, muss irgendwo in unserem Gehirn eine Sperre vorhanden sein, die verhindert, dass wir uns tatsächlich bewegen. Sonst könnten wir unsere Bewegungen überhaupt nicht kontrollieren und würden als Sklaven willkürlicher Gedanken durch die Gegend hopsen und alles umhauen, was uns in die Quere kommt.

Diese wichtige Blockade befindet sich im Wachzustand allerdings schon in der Großhirnrinde. Das führt dazu, dass wir im mentalen Training Bewegungen nur eingeschränkt lernen können. Das Problem ist, dass wegen der Blockade nicht das gesamte Gehirn bei der Vorstellung beteiligt ist. Im Traum ist das anders. Wenn wir träumen, verschiebt sich die Blockade der Bewegungskommandos bis kurz vor das Rückenmark. Das heißt im Traum, insbesondere im luziden Traum, ist sozusagen das gesamte Gehirn bei der geträumten Bewegung aktiv. Wir träumen unsere Bewegungen, als würden wir sie tatsächlich ausführen.




Dr. Daniel Erlacher

Die Fortschritte des Traumtrainings lassen sich auch in der Realität nachweisen:

Nehmen wir mal ein ganz einfaches Beispiel: Ein Basketballspieler wirft am Tag von zehn Freiwürfen sieben in den Korb und drei verfehlt er. Dann trainiert er einfach im Klartraum Basketball. Das heißt, er wird nachts klar, sucht sich Basketbälle, sucht sich einen Korb und wirft die Basketbälle auf den Korb. Dann kann er am nächsten Tag selbst testen, ob er von seinen zehn Würfen unter denselben Bedingungen dann vielleicht acht oder neun trifft. Das wird dann mit einer größeren Gruppe gemacht, statistisch ausgewertet und dann kann man solche Effekte nachweisen. Wir haben zwei Pilotstudien gemacht, die zeigen, dass das klappt und dass man sich tatsächlich durch ein Training im Klartraum verbessern kann.

Wir haben auch Spitzensportlerinnen und Spitzensportler befragt, ob sie das Klarträumen kennen, es für den Sport nutzen und ob sie subjektiv den Eindruck haben, dass es etwas bringt. Die Mehrheit der Befragten, die das Klarträumen kennt und für den Sport nutzt, sagte, dass es ihnen auch hilft. Viele nutzen das Klarträumen auch um Wettkampfangst anzugehen. Sie träumen sich in ein Olympiastadion mit ganz vielen Zuschauern und führen ihre Aktion zur Probe aus. Das ist also auch eine Möglichkeit, wie man den Klartraum nutzen kann. Dabei geht es dann nicht um das motorische Lernen, sondern um die Wettkampfangst in den Griff zu kriegen.
Über Dr. Daniel Erlacher
Dr. Daniel Erlacher ist 1973 in Mannheim geboren. Nach seiner Ausbildung zum Energieelektroniker studierte Erlacher an der Ruprecht-Karls Universität in Heidelberg Sportwissenschaft, Psychologie und Pädagogik.

Während des Studiums entdeckte er seine Faszination für den Klartraum, welche er bei einem Austauschjahr in den USA vertiefen konnte. Hier lernte er auch die Schlafforschung kennen. Im Jahr 2005 promovierte Erlacher in Heidelberg mit dem Thema „Motorisches Lernen im luziden Traum“. Seit 2011 ist Erlacher Dozent am Institut für Sportwissenschaft der Universität Bern. In seiner Forschung verbindet er die Sportwissenschaft mit der Schlaf- und Traumforschung. Neben seinem Lehrauftrag ist Erlacher auch Mitherausgeber des „International Journal of Dream Research“.



Weitere Aussagen zum Thema Schlafen & Träumen von Dr. Daniel Erlacher:

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